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Roger Wanke mit seinem Nachfolger Vitor Schell (re)
Auf sein Bekenntnis geprüft
Promotionsfeier für Dr. Roger Wanke
Von Jonathan Steinert, Jena
Wie Gott ein Leben lenkt
"Ich gelobe, dass ich die Lehre des Evangeliums standhaft verkünden und ein
Leben, das eines christlichen Theologen würdig ist, führen werde". Mit diesen
Worten nahm der Brasilianer Roger Wanke am 25. Juni nach viereinhalb Jahren
theologischer Forschung in Deutschland die Doktorwürde entgegen. Über die
Gnadauer Brasilien-Mission kam er mit seiner Familie 2004 nach Deutschland, um
zunächst für ein Jahr in Bochum die deutsche Sprache zu lernen und dann an der
Theologischen Fakultät der Universität Jena über das Buch Hiob seine Dissertation
zu schreiben. Diese hat er überaus erfolgreich – mit dem Prädikat ‚magna cum
laude‘, was der Note 2 entspricht – abgeschlossen und ist nun Dr. theol. Roger
Wanke.
Vitor und
Rebeca
Schell
Um an einer deutschen Universität
promovieren zu dürfen, musste
Wanke Teile des deutschen Theologiestudiums
absolvieren und vor allem
Latein und das klassische Griechisch lernen.
In seiner Doktorarbeit hat er mit
deutscher Gründlichkeit fast 500 Seiten
zum Thema ‚Praesentia dei‘ (Die Gegenwart
Gottes im Hiobbuch) geschrieben.
"Das ist eine gewaltige Leistung", lobte
Prof. Dr. Uwe Becker in seiner Laudatio,
der Wankes Doktorvater Prof. van Oorschot
zur Promotionsfeier vertrat. "Diese
Dissertation kann sich auch im deutschen
Forschungskontext sehen lassen", so
Becker. Nur ein bisschen zu lang sei sie
geworden.
Bei der Promotionsfeier kam der Spaß
auch nicht zu kurz. So wurde der 36-
jährige Wanke als promovierter evangelisch-lutherischer Theologe noch von
Philipp Melanchton auf seine Confessio,
sein Bekenntnis, geprüft: Ob er denn ein
wahrer Lutheraner sei und als solcher auch
deutsche Kraftausdrücke kenne und
gebrauche, Bier trinke und braue, verheiratet
sei und Kinder habe, ein Haus
habe und seine Frau das Geld verwalten
lasse. Wenn auch nicht alle Kriterien im
streng lutherischen Sinne auf Wanke
zutrafen, wurde ihm doch bescheinigt, ein
wahrer Lutheraner zu sein. Auch auf die
deutsche Sprache, die Wanke immer
wieder herausgefordert hat, wurde angespielt.
So erhielt er Gratulationen in sieben
Dialekten, vom Plattdeutschen über das
Preußische, Sächsische, Erzgebirgische
und Fränkische bis zum Schwäbischen und
Schweizerdeutschen. Und natürlich
bekam Wanke einen Doktorhut. Seine
Frau Hane bekam ihn in Form eines
Fußballs, denn auch sie war an der Arbeit
beteiligt: 25 Seiten Literaturverzeichnis
hat sie korrigiert und die Quellenangaben
im Text bearbeitet.
Die Promotionsfeier war auch der
Abschied der jungen Familie – Nikolas ist
10 Jahre, Guilerme ist 8 Jahre alt – von
vielen Freunden in Deutschland, insbesondere
von der Landeskirchlichen Gemeinschaft
Jena, der Wankes während der vier
Jahre eine Heimat im Glauben und im
Ausland gefunden und aktiv mitgearbeitet
haben. Entsprechend herz- und schmerzlich
war der Abschied. Denn ob man sich
auf dieser Erde noch einmal wiedersieht,
ist ungewiss, schließlich ist Brasilien nicht
gerade um die Ecke. Gottfried Holland,
Missionsleiter der Gnadauer Brasilien-
Mission, sandte Wanke in den Dienst in
seine Heimat zurück. An der Theologischen
Fakultät (ehemalige Bibelschule der
Gemeinschaftsarbeit in Brasilien) in São
Bento do Sul wird er im Fachbereich Altes
Testament unterrichten und Missionare
und Pfarrer ausbilden. Bereits Ende Juli
hat er dort die ersten Vorlesungen gehalten.
Inzwischen sind die Nachfolger in Jena:
Ehepaar Schell, ebenfalls aus Brasilien. Mit
dem Wintersemester beginnt Vitor Schell
für vier Jahre ebenfalls theologische
Studien und seine Dissertation im Fachgebiet
Neues Testament zum biblischen
Text Apostelgeschichte 17 (Paulus in
Athen).
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